Aberglaube und Tradition in Neapel: Verstorbene verhelfen zum Lottogewinn

Riten zur Voraussage der Lottozahlen
In der vom Aberglauben geprägten Stadt am Vesuv gibt es viele Rituale zur Voraussage der Lottozahlen. So glaubt man auch heute noch, dass die Toten die Zukunft voraussagen können und ihren Angehörigen die Gewinnzahlen im Traum voraussagen. Aber auch der Stadtpatron oder ein kleiner Mönch helfen dem Glück auf die Sprünge.

In Neapel gibt es eine ganze Reihe von Riten zur Voraussage der Lottozahlen. Die häufigsten Prognosen werden durch eine Interpretation der Träume erstellt. Dazu orientieren sich die Neapolitaner an der Smorfia, ihrem Standardwerk der numerologischen Traumdeutung. Traumsymbole entsprechen nach neapolitanischer Tradition bestimmten Zahlen. Besonders bedeutsam wird ein Traum, sobald ein Verstorbener darin vorkommt und Zeichen gibt. 

Manche Verstorbene eigenen sich besonders gut als Medium. Zu ihnen gehören die Personen, die einen gewaltvollen Tod erleiden mußten. Außerdem sind nach dem Volksglauben auch die Seelen des Fegefeuers (purgatorio) bestens für diese Aufgabe geeignet. Sie befinden sich in einer Welt zwischen Diesseits und Jenseits und können deshalb einfacher mit den Lebenden kommunizieren. 

Will sich einfach kein Traum einstellen, helfen vielleicht die assisitit weiter. Das sind Personen, die mit den Geistern Verstorbener sprechen können und die Lottozahlen sogar Jahrhunderte im voraus kennen. Bis vor nicht allzu langer Zeit glaubte man, dass es genau 72 neapolitanische assistiti geben würde.

Oft wird der geliebte Stadtpatron San Gennaro (Heiliger Januarius) um die Gewinnzahlen angefleht. In Neapel ist außerdem der Munaciello für die Voraussage der Lottozahlen zuständig.

San Paneleone ist der Schutzpatron des Lottos
Die Prognose von Lottozahlen hat in Neapel eine lange Geschichte. Schon in der Vergangenheit bediente man sich zu ihrer Voraussage gerne „übernatürlicher Mächte“. Einer der Riten ist das Anrufen des Heiligen San Panteleone, dem Schutzpatron des Lottos. Dabei muss man auf ein Stück Papier die Formel „Im Namen der Heiligen Dreieinigkeit – Vater, Sohn und Heiliger Geist – gesegneter Traum für diese Zahlen .... - Engel des Himmels, ich bitte euch um Hilfe“ schreiben und es nachts unters Kopfkissen legen. So würde man eine Traumvision bekommen, aus der sich die richtigen Zahlen ergeben.
San Panteolone war ein Arzt, der im Jahr 305 enthauptet wurde. Er pflegte die Kunst der Astrologie und den Kontakt zu den Toten.

Ein anderer Brauch ist das Gebet zu Gott oder zur Madonna an einem Montag. Anschließend betet man fünf Ave Maria und fünf Vater-Unser. Danach spricht man eine Formel, die zu einem Traum verhilft, aus dessen Handlung sich die Gewinnzahlen ergeben sollen.
Es ist meistens die Mutter Gottes, die um die richtigen Zahlen gebeten wird. Beliebt ist die Madonna von Pietrigrotta oder die Madonna del Carmine (bekannt als die „schwarze Mamma“).

Und dann gibt es noch La Pacchiana, eine eher mythische als reale Figur. Sie soll eine Bäuerin aus Pozzuoli gewesen sein, die sich nachts in der Grotte der Sibilla Cumana inspirieren ließ. Beim Verlassen der Grotte hielt sie nach der Legende einen Spiegel ins Mondlicht, auf dem die Lottozahlen aus Buchstaben in Blut erschienen sein sollen.

 

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